Rennberichte
 

Grand Prix de Lausanne – 04.09.2005

Mit Morgenstund und Sponser-Drink im Mund war der erste September-Sonntag einmal mehr bestückt worden. Der zeitige Start um 08.00 Uhr in Lausanne kam aber aufgrund der warmen Wetterprognosen den meisten Fahrern nicht ungelegen. Das Rennen wurde wie am Vortag als Handicap-Prüfung vollzogen, und erneut waren die Elite-Fahrer mit 12 deftigen Minuten Rückstand bestraft worden.

Die GS-Truppe wurde durch Roman ergänzt, welcher aber weiterhin noch mit Knieproblemen zu arbeiten hat. Sein Motto, probieren geht über studieren, hilft aber meistens zumindest übers Grübeln hinweg.

Die Topographie der 8 zu absolvierenden Runden kann definiert werden, als dass es vorallem selten flach ist. Der Anstieg zu Start und Ziel sowie die darauf folgenden 5 km insbesondere wurden meist bergwärts absolviert.

So war denn auch von Beginn weg ein Ausscheidungsrennen in allen Handicap-Kategorien zu vermerken. Als Tagesfavorit galt der Junioren-Profi Alexandr Pliuschin aus dem CMC-Aigle Projekt. Dieser war insbesondere dafür besorgt, das Tempo im Junioren-Feld hoch zu halten.

Im Gegensatz zum Vortag schwand der Vorsprung von Beginn weg stark, was die direkten Felder vor den Elite-Fahrern betraf, jener der Junioren hielt sich aber hartnäckig. Bezeichnend zur forschen Anfangsgangart war, dass bereits nach den ersten beiden Runden alle Kategorien-Felder an starken Schwund-Erscheinungen litten. So kam es, dass zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel nur noch ein Master-Fahrer alleine sein Glück versuchen musste, da sämtliche Kategorien-Genossen im Parcours Ihren Meister gefunden hatten, und die Räder am Strassenrand parkiert hatten.

Bis zur Rennhälfte waren auch bereits 4 der 6 gestarteten GS-Rufalex-Fahrer aus der Entscheidung gefallen. Dies entsprach aber voll und ganz dem Schnitt, bei einem noch knapp 25 Mann starken Elite-Feld zu diesem Zeitpunkt. Einzig Reto aus diesen vier liess sich aber die anspruchsvolle Trainingseinheit nicht nehmen, und spulte die 112 km mit ähnlich Gesinnten noch ab.

Und nun zu den noch verbliebenen Zwei. Remo und Damian zeigten Ihr Können am Berg. Beide zeigten bis Rennmitte keine Schwächen und der noch verbleibende Rückstand von knapp viereinhalb Minuten auf die Spitze versprach doch noch einige Erfolgschancen. Pliuschin vorne in der Spitze, hatte aber die davon schwimmenden Felle erkannt, und liess seine Junioren-Kompanions in Runde sechs stehen, sein Glück alleine versuchend.

Im Elite „Feld“ wurden immer weitere Amateure-Fahrer aufgenommen, und meist dann auch gleich in die Schranken verwiesen. Remo liess bis zu diesem Zeitpunkt keinen Zweifel aufkommen, heute Grosses leisten zu können. Im Aufstieg war er Omnipräsent, und wusste auf jede Attacke die passende Antwort. Damian hatte zu diesem Zeitpunkt einen kleines Loch zu verzeichnen, und solche werden in der Regel bei dieser Topographie nicht verziehen. Da er aber auch nicht einfach so das bisher geleistete wegwerfen wollte, kämpfte er sich im Schlussteil der sechsten Runde nochmals heran. Auch wenn waghalsigste Manöver mit Tempi über 80 in der Abfahrt hinunter nach Lausanne das Mittel sein sollten.

Auch im zweitletzten Umgang hatte er im Vergleich zu Remo wieder mehr zu kämpfen, liess aber denn Kampfeswillen siegen und schloss wieder ein gut 100 m Loch zum noch ca. 15 Mann starken Elite-Feld kurz vor dem Bergpreis. Da der alleinige Junior vorne seinen Vorsprung gar halten konnte, war denn auch ein Kampf um Rang zwei das noch Mögliche der verbliebenen Verfolger.

Der letzte Anstieg war es denn auch, der eine weitere Entscheidung um das vermeindliche Podium bringen sollte, dachte man. Knapp 10 Elite-Fahrer lösten sich bis zum Kulminationspunkt und nahmen die rasante Abfahrt Richtung Lausanne unter die Räder.

Im ersten der zwei Hochgeschwindigkeits-Abschnitte war das Glück den Rufalex-Fahrern, wie leider diese Saison zu oft, nicht hold. Remo, in dieser Gruppe vertreten und mit berechtigten Chancen auf einen der ersten fünf Plätze, wich einem Schlenker eines Compagnons aus, und knallte in ein Strassenloch. Der darauf folgende Salto mit heftigem Strassenkontakt liess sämtlichen Augenzeugen den Atem stocken. Sowohl Betreuer wie Radio-Tour Speaker waren deutlich mit Hf-max Puls zum Unfallort hingerast. Remo raffte sich zwar bereits wieder vom Boden auf, als das Begleitfahrzeug hielt, sein Äusseres hatte aber verständlicherweise markant gelitten. Die gut 80 km/h in dieser Abfahrt hatten Ihre Spuren an nahezu allen schürffähigen Körperteilen hinterlassen. Von der Idee dass Rennen mit deutlich beschädigtem Rad und Körperfahrwerk zu Ende zu fahren, war er denn auch weder vom Betreuerstab, noch von den kopfschüttelnden Samaritern abzubringen.

Damian, einmal mehr einen Rückstand in Extremis aufholend, hatte bis zum Fusse des Schluss-Anstieges erneut den Anschluss an die 9 verbliebenen Verfolger mit mehreren weiteren Fahrern geschafft. Spurlos konnten diese Manöver aber nicht bleiben. Bis zum Schluss fightend, blieb aber ein toller 9 Gesamt-Rang als Lohn für das engagierte Rennen zu Buche zu führen. Auch Remo fuhr das Rennen wie geplant zu Ende, und war mit Rang 22 sogar noch prämienberechtigt. Seine stark lädierte Carosserie liess ihn aber markant vom Rest des Finisher unterscheiden.

Mit dieser Ausgangslage wäre ein noch besseres Teamergebnis wahrscheinlich gewesen.Ein Top-Ten-Platz und ein den Umständen entsprechend glimpflich verlaufenen Sturz kann aber als positives Rendement betrachtet werden. Zu hoffen ist, dass dieser Zwischenfall Remo's Chancen auf einen Start an der U23 WM nicht ungerechtfertigt negativ beeinflusst haben.

 

  zurück zur Übersicht

Home